SOLL ICH - SOLL ICH NICHT (Gloria Becker)

 

Das letzte Werk der Autorin ist bemerkenswert eingängig und leicht zu lesen. Probleme um das Entscheiden werden hier mit psychologischer Konsequenz gedreht und von verschiedenen Seiten her beleuchtet. Trotz der enormen Komplexität, gelingt es der Autorin, die schwierigen 'verknäulten' psychischen Zusammenhänge anschaulich und erlebensnahe darzustellen. Man fühlt sich erinnert, ermahnt, ja gelegentlich auch ertappt und doch bleibt man wohlgesonnen bei der Lektüre. Es ist die Einsicht in die psychischen Mechanismen und Regulierungen, die in dem Buch mit gleicher Konsequenz verfolgt werden und durchdacht erscheinen, ganz ähnlich, wie wir es bei Freud bewundern können. 


Die Autorin macht uns beispielsweise damit vertraut, dass man die psychischen '(Entscheidungs-)Konflikte', was wir sonst vielleicht als Krank-sein oder Gestört-sein zu degradieren verstehen, als grundsätzliche Lebensweisen anerkennen können und sollten. Dazu wählt sie die Auslegung der konkreten Phänomene mit den Grimms Märchen. Was man davon hat, hat die Autorin bereits in zwei Bänden zuvor dargelegt (s.u.) und in diesem Werk einmal mehr aufgewiesen.

Insgesamt handelt es sich um ein Buch, das jedem, der sich für psychologische Zusammenhänge interessiert aber das Durcharbeiten-müssen der tiefenpsychologischen Theorien scheut, einen fundierten und dabei unterhaltsamen Einblick gewährt. Jeder der derzeit mit Entscheidungsproblemen zu tun hat, sei es nun theoretisch oder praktisch, wäre gut beraten, auch die psychologischen Einsichten zu berücksichtigen, die in diesem Buch hervorragend dargestellt sind.